Montag, 20. Juli 2009

Softair und die Qualität der Berichterstattung

Vergangenen Freitag (17.07.2009) fand in Eisenach (TH) ein Polizeieinsatz statt. Rund 25 Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren spielten am "Alten Friedhof" mit Soft-Air-Waffen.

[Update 21.07.09: So jedenfalls lautete die Meldung in der TLZ; die Darstellung in der Thüringer Allgemeine liest sich wesentlich zahmer; siehe unten.]

Mal völlig abgesehen davon, das der Reporter der TLZ völlig dramatisch von einem "riesigen Waffenarsenal", "Maschinenpistolen" und "massenweise Munition" spricht, fällt an dem Artikel noch Folgendes auf:

TLZ - Eisenach - Nachrichten - Aktuelles - Lokalnachrichten - Großeinsatz der Bereitschaftspolizei
Großeinsatz der Bereitschaftspolizei

[...] Die Jugendlichen [...] spielten am Freitag gegen 19 Uhr mit sogenannten Softairwaffen "Krieg". Diese Waffen gleichen richtigem Kriegsspielzeug täuschend echt.
Bitte nochmal lesen: "Diese Waffen gleichen richtigem Kriegsspielzeug täuschend echt." WTF? - Bei diesen "Waffen" handelt es sich um "Kriegspielzeug". Und das Kriegsspielzeug aussieht wie Kriegsspielzeug ist ja nun wirklich eine spektakuläre Erkenntnis. Oder?
[...] Keiner der Jugendlichen konnte einen solchen [sog. "Kleiner Waffenschein"] Vorweisen. "Damit gelten die Jugendlichen nun als Vorbestraft", fügte er [der Polizei-Einsatzleiter] hinzu.
Und auch hier ist einfach nicht vorstellbar, das der Einsatzleiter der Polizei einen derartigen Unfug von sich gibt.
[...] Das Verschießen der Plastikmunition kann je nach Landes- und Kommunalrecht auch als Ordnungswidrigkeit geahndet werden.
"Kann auch"? - Wohl eher: wird. Womit sich der Vorstrafen-Quatsch endgültig erledigt haben dürfte. (Und nein: Nicht das "Verschießen der Plastikmunition" wird geahndet, sondern das "Führen" der "Waffe".)

Immerhin war die Polizei mit 40 Beamten vor Ort. Nicht schlecht, Herr Specht. Der Polizei-Einsatzleiter hat also, als guter Taktiker, mit Überzahl angegriffen. Man könnte aber auch auf die Idee kommen, daß das leicht überzogen erscheint...

Natürlich kann man zu dieser Art Räuber & Gendarm Spiel eine eigene Meinung haben. Aber bitte
Grundsätzlich können mit Softairwaffen keine lebensgefährlichen Verletzungen herbeigeführt werden.
nicht vergessen & die Kirche immer hübsch im Dorf lassen.

Update 21.07.09: Die Darstellung der TA zum Vorfall ist deutlich seriöser. Die Polizei befand sich zu Routinekontrollen auf dem Alten Friedhof (Lärmbelästigung) und von 40 Einsatzkräften ist auch keine Rede mehr. Verschwunden ist auch das "riesige Waffenarsenal", die "Maschinenpistolen" und die "massenweise Munition".

Thüringer Allgemeine - TA - Eisenach - Nachrichten - Aktuelles - Polizei verhindert Kriegsspiel
Polizei verhindert Kriegsspiel

Bei einer Routinekontrolle auf dem Alten Friedhof in Eisenach schnappte die Bereitschaftspolizei am Wochenende Jugendliche, die mit Soft-Air-Waffen an der Kreuzkirche herumballern wollten.

EISENACH (smb). [...] Und siehe da: Sie erwischten eine Gruppe von etwa 40 Jugendlichen im Alter von 14 bis 18 Jahren, die fünf Soft-Air-Waffen, die Kriegswaffen täuschend ähnlich sehen, und Plastikkugeln als Munition mit dabei hatten. [...]
"Qualität der Berichterstattung", so hatte ich das Posting gestern überschrieben. Vorahnung? ;)

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