Samstag, 26. Dezember 2009

Tourismus: Grummeln über Rennsteig hinweg - Updated

Zitat(e) aus / Quote(s) from: TLZ - Eisenach - Nachrichten - Aktuelles - Lokalnachrichten - Grummeln über Rennsteig hinweg
Grummeln über Rennsteig hinweg

Wartburgregion. (ep) Der weihnachtliche Friede zwischen Stadt und Kreis will sich in Sachen Eisenach-Wartburg Touristik GmbH (EWT) nicht einstellen. Der Kreis droht für Ende kommenden Jahres mit dem Ausstieg aus der gemeinsamen Gesellschaft. Die Stadt hält 66,67 Prozent, der Kreis die übrigen 33,33 Prozent an der EWT, die sich um die touristische Vermarktung der Wartburgregion kümmern soll, die Touristinformation auf dem Eisenacher Markt und seit knapp einem Jahr eine Außenstelle in Bad Salzungen betreibt.

"Das ist ein Affront gegen die Stadt und eine Misstrauensbekundung gegenüber der Geschäftsführung der EWT", wertet Oberbürgermeister Matthias Doht den Beschluss des Kreistages.
Tja, ist das Mißtrauen unberechtigt?
Kreisbeigeordneter Friedrich Krauser hingegen sieht den Beschluss als "Achtungszeichen", schließlich könne der Kreistag bis Mitte 2010 dieses Votum auch wieder zurück nehmen.

Hintergrund für das Grummeln über den Rennsteig hinweg ist, dass sich vor allem die Südkreis-Regionen von der EWT nur mangelhaft vertreten, unterstützt und vermarktet fühlen.
Und das ist ganz einfach nur richtig.
[...] Lange Zeit habe die EWT ihren Auftrag für "touristische Dienstleistungen auch für die Fläche nicht ernst genommen". [...]
Exakt so ist das. Im Angebot der Eisenacher Touristik-Information kommt der Südkreis praktisch nicht vor. Das Angebot beschränkt sich auf Informationen aus und um Eisenach sowie den Vertrieb von irgendwelchem Tinnef bezüglich des Elisabeth-Musicals. Informationen über z. Bsp. Bad Salzungen oder die thüringische Rhön sucht man vergeblich.

Update 29.12.2009:

Zitat(e) aus / Quote(s) from: Thüringer Allgemeine - TA - Eisenach - Nachrichten - Aktuelles - Krawall um Urlauber: Wartburgkeis möchte nicht mehr zusammenarbeiten mit Stadt Eisenach
Krawall um Urlauber: Wartburgkeis möchte nicht mehr zusammenarbeiten mit Stadt Eisenach

WARTBURGKREIS. [...] Demzufolge droht der Wartburgkreis nämlich damit, die Eisenach-Wartburgregion Touristik GmbH zum Jahresende 2010 zu verlassen. Die EWT ist seit 2006 die gemeinsame Gesellschaft mit der Aufgabe, sowohl Eisenach mit seinen herausragenden Sehenswürdigkeiten als auch den gesamten Wartburgkreis zu vermarkten. [...] Drei Jahre habe der Landkreis die Tätigkeit der EWT beobachtet. Einige "gute Ideen", die Krauser einräumte, kämen einfach zu spät. Unter anderem lautet ein Vorwurf, die EWT-Mitarbeiter seien nicht ausreichend geschult, was etwa die touristischen Ziele in der Rhön und anderen Südkreisorten anbelange.

Das stadteigene Tourismusbüro von Bad Salzungen haut noch derber drauf: Im Reisekatalog für 2010 komme die Kreisstadt "nur mit einer viertelseitigen Randnotiz" vor. [...]

Vor allem die Rhön und die Kreisstadt Bad Salzungen behaupten, sie würden fortgesetzt vernachlässigt. Wenige Tage vor Jahreswechsel ist eine Bombe geplatzt. Der Landkreis droht, die Tourismus-Zusammenarbeit mit Eisenach zu beenden.

[...] Der Wartburgkreis pokert hoch, wenn er meint, ohne Eisenach besser zu fahren. Die regelmäßig aufkommende touristische Neiddebatte nervt.
Das ist richtig. Aus diesem Grund muß der Eisenacher Egoismus eingebremst werden.
Bei allem Anspruch auf Ausgewogenheit: Die Wartburg ist das Juwel. Eisenach ist der touristische Hauptort. Das Keltenbad in Bad Salzungen ist ein Bad - und eben nicht das Bachhaus. Niemand reist deswegen von Japan hierher.
Und genau hier liegt der Denkfehler.

Eisenach hat Kurzzeit-Touristen. Warum? Freitagabend Anreise, Sonnabendvormittag Bachhaus, Nachmittag Lutherhaus, Sonntag Wartburg & anschließend umgehende Flucht aus Eisenach. Konzentriert man sich auf japanische Fast Food Kurzzeit-Touristen, dann mag dieses "Konzept" den Ansprüchen durchaus genügen...

Will man allerdings einen wirklich nachhaltigen Tourismus, in dem Eisenach nicht nur auf einer Liste abgehakt wird, entwickeln, dann ist das mager bis ganz dünn.

Nachhaltiger Tourismus, das sind Leute die hier Urlaub machen. Eine Woche, oder sogar 14 Tage. Und die nächstes Jahr wieder kommen. Das ist die Zukunft.

Diesen Leuten muß man allerdings mehr bieten als Hamburger, Cheesburger & Cola Bach-, Lutherhaus & Wartburg. Die muß man eine Woche - oder sogar 14 Tage - bei Laune halten. Und man muß ihnen das Gefühl geben, das es hier noch viel mehr zu entdecken gibt. Damit sie für nächstes Jahr einen Grund haben, wiederzukommen.

Der Wartburgkreis hat das begriffen. Die Stadt Eisenach interessiert es (vermutlich?) nicht. Eisenach wird erst munter werden, wenn alle Japaner mal hier gewesen sind.

Zitat(e) aus / Quote(s) from: EisenachOnline - Nachricht - Eisenach-Wartburgregion Touristik fehlt ganzheitliches Konzept
Eisenach-Wartburgregion Touristik fehlt ganzheitliches Konzept
Mo 28.12.2009 16:01
Landkreis kommt bei Vermarktung zu kurz / jüngste Publikation Beispiel für Kirchturmdenken

[...] Die Stadt Bad Salzungen dringt bereits seit Jahren darauf, die Wartburgregion als vielfältiges und abwechslungsreiches Reiseziel zu begreifen und zu vermarkten. Dabei ist die Stadt Eisenach mit ihren weltbekannten Sehenswürdigkeiten das Zugpferd dieser Region. Um die Aufenthaltsdauer der Gäste zu verlängern, ist wiederum die Region um Eisenach der Erfolgsschlüssel. Ob Hainich, das Werratal oder die Kurstädte - alle tragen ihren Anteil am touristischen Erfolg der ganzen Region. Diese Erkenntnis muss sich speziell bei den Eisenacher Verantwortlichen noch vollständig durchsetzen. Bürgermeister Klaus Bohl: «Die Übernachtungsdauer pro Gast muss ausgebaut werden. Daran haben alle Beteiligten ein Interesse - Hotels, Gastronomie und Bäder! Dies ist eine Kernaufgabe der EWT»

Dem Reisekatalog 2010 der EWT fehlt bereits wieder der notwendige Regional-Gedanke. [...]

Und noch ein Nachtrag:

Zitat(e) aus / Quote(s) from: FREIES WORT | Bad Salzungen genießt als Kurort hohen Bekanntheitsgrad
Erschienen am 29.12.2009 00:00
Studie
Bad Salzungen genießt als Kurort hohen Bekanntheitsgrad

Bad Salzungen - Der Kurort Bad Salzungen genießt in Deutschland einen hohen Bekanntheitsgrad. Das ergab eine Studie, die den Mitgliedern des Thüringer Heilbäderverbandes vorgestellt wurde.

Bei der Repräsentativbefragung sollten die rund 1100 Interviewpartner die Frage beantworten: "Welche deutsche Kurorte und Heilbäder kennen Sie dem Namen nach?" Bad Salzungen schaffte es bei dieser Befragung auf Platz 39 (von 324 Plätzen), vor Bad Berka (Platz 58) und Bad Liebenstein (Platz 62). Bad Salzungens Bürgermeister Klaus Bohl zum Ergebnis der Emnid-Umfrage: "Ich bin von diesem Umfrageergebnis sehr angenehm überrascht. Dies ist eine gute Basis für die weitere Entwicklung unserer Kurstadt." red
Genau. Diese Studie belegt, das sich Bad Salzungen & der Wartburgkreis auf dem richtigen Weg befinden. Im Gegensatz zu Eisenach mit seinen japanischen Kurzzeit-Touristen. (K)Urlauber bleiben mindestens eine Woche. Und (K)Urlauber kommen wieder, wenn das Umfeld stimmt. Und genauso selbstverständlich werden diese (K)Urlauber ihren Aufenthalt auch nutzen, um Eisenach mit Wartburg, Bachhaus, Lutherhaus, Automobilmuseum, ... zu besuchen. In diese Richtung muß ein nachhaltiges Tourismus-Konzept gehen.

Die Zeiten, als eine Stadt ihren Reichtum aus der in der Stadt vertretenen Industrie bezog, sind ein für allemal vorbei. Größere neue industrielle Fertigungsstätten, mit Tausenden von Beschäftigten, wird es in Deutschland - und erst recht in Thüringen - zukünftig nur noch selten geben. Der Betrieb solcher Fertigungsstätten ist in anderen Ländern attraktiver. Dem kann man hinterherweinen; das bringt aber nichts.

Eine der zukünftigen Chancen Thüringens - und eben auch der Wartburgregion - liegt aber im Aufbau einer touristischen Infrastruktur. Touristische Sehenswürdigkeiten sind touristische Sehenswürdigkeiten - die lassen sich nicht verlagern oder kopieren. Will ich die Pyramiden sehen, dann muß ich nach Ägypten.

Hier geht es aber nicht nur um Single-Points-of-Interests wie die Wartburg oder das Bachhaus. Funktionierender Tourismus braucht ein funktionierendes Umfeld im 100 km Radius. Denn nur so ist gewährleistet, das ich den Touristen oder (K)Urlauber für mindestens eine Woche in der Region halte - und für's nächste Jahr zum Wiederkommen verleite. Das nennt man Nachhaltigkeit.

Das Eisenacher Abfrüstücken japanischer Touristen hat damit nichts zu tun.

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