Mittwoch, 26. August 2009

Was Bündnisgrüne erreichen können, wenn man sie nur lässt - Teil 2

Was Bündnisgrüne erreichen können, wenn man sie nur lässt - das ist zum Beispiel sauteurer Strom. (Dieser Artikel sollte vielleicht zum besseren Verständnis vorher gelesen werden.)

Rekord-Subventionen: Chinesen überschwemmen Deutschland mit Solarzellen - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Wirtschaft
28.03.2008

Rekord-Subventionen
Chinesen überschwemmen Deutschland mit Solarzellen

Von Anselm Waldermann

Schock für die deutsche Solarbranche: Jahrelang rühmten sich die Firmen als weltweite Marktführer. Jetzt belegen aktuelle Zahlen, die SPIEGEL ONLINE vorliegen: China hat Deutschland bei der Produktion überholt. Verkauft wird die Fernost-Ware aber hierzulande - wegen der hohen Förderung.

Hamburg - Deutschland muss ein Sonnenparadies sein. In keinem Land der Welt werden so viele Solaranlagen gekauft wie hier. Im vergangenen Jahr schraubten sich die Bundesbürger Module mit einer Leistung von 1300 Megawatt auf die Dächer - fast die Hälfte der globalen Nachfrage entfiel damit auf Deutschland.

Für die Solarbranche ein Grund zum Jubel: Beim Ökostrom könne es niemand mit Deutschland aufnehmen, frohlocken die Lobbyisten vom Bundesverband Solarwirtschaft. Die Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) mache sich eben bezahlt.

Was die Sonnenfreunde vergessen: Die EEG-Gelder kommen immer seltener deutschen Firmen zugute. Die größten Hersteller von Solarzellen sitzen mittlerweile in Asien - und sie überschwemmen den deutschen Markt mit ihren Produkten. Das belegen aktuelle Zahlen des Branchenblatts "Photon", die SPIEGEL ONLINE exklusiv vorliegen. Die Kernaussage: China hat Deutschland bei der Solarproduktion überholt und liegt nun erstmals auf Platz eins.

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Insgesamt stammen schon 65 Prozent der weltweit produzierten Solarzellen aus Asien. [...]

Der Durchstarter des Jahres ist jedoch das chinesische Unternehmen Suntech. Es hat im vergangenen Jahr ein Produktionswachstum von 110 Prozent hingelegt - und ist nun der weltgrößte Modulhersteller.

Der Staat fördert ausländische Hersteller wie deutsche

Das Besondere daran: In den asiatischen Herstellerländern gibt es keine oder kaum eine staatliche Förderung. Die Firmen verkaufen ihre Ware einfach auf subventionierten Märkten wie Spanien oder Deutschland. Suntech-Chef Zhengrong Shi spricht es offen aus: "Es gibt kaum einen chinesischen Markt. Wir hängen von euch ab."

Möglich macht dies das deutsche EEG - es unterstützt ausländische Produzenten genauso wie heimische. Die Kosten tragen die Verbraucher: Über ihre Stromrechnung müssen sie für jede Kilowattstunde Sonnenenergie rund 47 Cent zahlen. In keinem Land der Welt wird Solarstrom so üppig gefördert. Zum Vergleich: Konventioneller Strom kostet an der Leipziger Energiebörse nur fünf Cent.

[...]

Kosten für die Verbraucher von bis zu 90 Milliarden Euro

Für die hiesigen Haushalte wird der Solar-Boom immer teurer. Denn das EEG schreibt die Vergütungssätze für 20 Jahre fest. Das heißt: Eine heute errichtete Solaranlage verursacht auch in 20 Jahren noch Kosten. Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung beziffert diese "Solarschulden" auf 23,3 Milliarden Euro - allein für die bis Ende 2007 installierten Module.

Und es kommen immer neue Anlagen hinzu. Bis 2010 dürften sich die Solarschulden schon auf 49,9 Milliarden Euro belaufen. Wenn der Markt noch schneller wächst, können es laut "Photon" auch 90 Milliarden Euro sein.

[...]


Zahl des Tages (24.08.09): 77.000.000.000 | egghat's blog
Montag, August 24, 2009
Zahl des Tages (24.08.09): 77.000.000.000

[...] "Ich bin ja schon lange skeptisch was das EEG angeht." schrieb ich schon vor knapp 1,5 Jahren (EEG: Subventionen für China). [...]

An meiner Einschätzung hat sich nichts geändert. [...]

Auch wenn ich immer wieder betonen werden, dass die Solarenergie im Verhältnis zur gesparten Menge CO2 verdammt teuer ist. Teurer auf jeden Fall als Energiesparmaßnahmen wie Wärmedämmung oder effizientere Motoren oder Heizungen. Aber das steht schon alles in dem alten Artikel, das möchte ich nicht wiederholen. Heute zu etwas anderem:

Ich halte zwei Aspekte dieses Gesetzes für besonders kritisch.

1) Die angebliche Win-Win-Win-Situation und die verlogene Politikerargumentation dazu:

Das EEG wird als Win-Win-Win verkauft: Wir bekommen

a) jede Menge regenerativen CO2-freien Strom,
b) das kostet das niemanden was und
c) es schafft jede Menge neuer Arbeitsplätze.

Dabei hat das Rheinisch-Westfälische-Institut für Wirtschaftsforschung schon letztes Jahr errechnet, das bei einem weiterem Anstieg der Neuinstallationen die Belastung aus Solarstrom auf über 23 Mrd. Euro steigen wird. Man kann das ja einfach errechnen: Man macht eine Prognose über die Menge der installierten Solaranlagen und die Strommenge, die diese erzeugen werden. Dann braucht man noch den garantierten Preis (steht ja durch das EEG fest) und den Preis für konventionell erzeugten Strom. Dann kann man zu jedem Zeitpunkt errechnen, welche Mengen Solarstrom zu welchem Preise ins Netz eingespeist werden und wie hoch daraus die Mehrbelastung gegenüber konventionell erzeugtem Strom sein wird.

Nachdem die Rechnung des RWI für letztes Jahr diese Mehrbelastung mit gut 23 Mrd. Euro beziffert hat, kommen in der diesjährigen Rechnung für Ende 2013 satte

77.000.000.000 (77 Milliarden) Euro

Mehrbelastung für die Stromkunden heraus. Das RWI nennt das so schön Solarschulden.

77 Milliarden Euro über 20 Jahre verteilt sind mehr Förderung als die Steinkohle in Deutschland bekommen hat. Und man, was hat man auf der rumgehackt! Und auch pro Arbeitsplatz dürfte die Subvention höher sein als bei der Steinkohle. Ganz nebenbei lieferte die deutsche Steinkohle ein Beitrag zu Stromversorgung, der irgendwo im zweistelligen Prozentbereich lag, während die Solarenergie immer noch im Promillebereich herumkrebst ... Aber das nur am Rande, zurück zum Thema:

Warum dieser Anstieg der Solarschulden? Die Prognose für die Fläche von neu installiertem Fotovoltaik-Anlagen wurde massiv erhöht. 2008 wurden aus dem erwarteten 700 Megawatt neuer Fotovoltaikanlagen 1.500 und für 2009 liegt die Prognose sogar bei 3.000 Megawatt. Damit wird mehr Strom erzeugt und dann fließen mehr Subventionen. Warum dieser plötzliche Investitionswahn? Dazu mehr in Punkt 2.

Aber auch Ende 2013 werden in Deutschland wohl kaum mehr als 2% des gesamten Stromverbrauchs aus Fotovoltaik stammen. Wir haben dann also aus CO2-Sicht kaum etwas getan, aber unsere Stromrechnung schon um 77 Milliarden Euro nach oben geschoben. Wie soll die Rechnung denn erst einmal aussehen, wenn wir auf 100% CO2-freien Strom kommen wollen? Das endet dann ja in den Billionen!

2.) Dämliches Anpassungsverfahren für die Höhe der Einspeisevergütung:

Der Grund, warum jetzt auf einmal so viel Fotovoltaik gekauft wird, ist einfach: Die Preise sind komplett eingebrochen. Auslöser sind hier vor allem die Chinesen, die massiv in Fabriken zur Herstellung von Solarzellen investiert haben. [...]

Für den Besitzer von Dachflächen bedeutet diese Gemengelage steigende Renditen. Der Preis für die Anschaffung sinkt, die Erlöse bleiben konstant. Es gibt im Moment für den Besitzer von (ungenutzten) Dachflächen wohl keine sinnvollere Kapitalanlage als eine eigene Fotovoltaikanlage (siehe auch: FAZ: Über 7 Prozent Rendite im Jahr).

Aber soll das das Ziel der Fotovoltaik Förderung sein? Risikolose Renditen für Dachbesitzer? Oder sollte man nicht viel mehr erreichen, mehr CO2 zu verhindern? Ich meine letzteres.

[...]

EEG: Subventionen für China | egghat's blog
Freitag, März 28, 2008
EEG: Subventionen für China

[...] Nach dem geltenden EEG muss der Strom aus erneuerbaren Energien von den Energieversorgern abgenommen und mit einem festgelegtem Betrag vergütet werden. Für jede dieses Jahr neu installierte Solaranlage bekommt man 47 Cent je KWh Solarstrom. [...]

Ob man das unbedingt über den Strompreis machen muss oder das Ziel nicht auch mit Investitionszulagen erreichen könnte, ist eine systematische Frage und ich würde eher für's letztere plädieren. Denn das hätte auf jeden Fall einen Vorteil: Man könnte alle paar Jahre neue Schwerpunkte setzen und neue Anreize bieten. Und könnte Fehler aus den vorangegangenen Jahren korrigieren und müsste dafür nicht 20 Jahre zahlen.

[...]

Bei der Fotovoltaik passiert aber genau das nicht. Man kann sich ausrechnen, was die bereits installierten Solaranlagen noch kosten werden. Man kennt ja die installierte Menge pro Jahr und die Einspeisevergütung, die für diese Jahr galt. Daraus errechnet sich die erschreckende Summe von 23,3 Milliarden Solarschulden, die uns die Einspeisung von Strom aus Fotovoltaik noch kosten wird. Und das bei einem Anteil der Photovoltaik von 0,3% an der gesamten Stromerzeugung! Die Summe wird mit jeder neuen Anlage höher. Hat eigentlich mal jemand ausgerechnet was passiert, wenn 10% unseres Stroms aus Solarenergie kommen? Das ist ja komplett unbezahlbar.

[...]

Die Ausrede dafür ist einfach: Damit hätte man die boomende deutsche Solarwirtschaft gefördert. Nachdem ich schon am Anfang skeptisch war (damals kamen die Solarzellen von Sharp und Kyocera) ist es nach einer zwischenzeitlichen Pause, in der tatsächlich die Zellen aus Deutschland kamen, jetzt China, das Deutschland die Solarzellen liefert. Wie der Spiegel berichtet, kommt schon mehr als die Hälfte des deutschen Verbrauchs an Solarzellen aus dem Ausland. Die Lüge von den angeblich so vielen deutschen Arbeitsplätzen wird damit auch langsam ziemlich wacklig ...

Das Grundproblem ist natürlich einfach: Die Subventionen sind viel zu hoch. Daher lässt sich mit Solaranlagen richtig einfach richtig viel Geld verdienen. So viel, dass mein Musterdepotwert Colonia Real Estate inzwischen auf seine Häuser Solarzellen packt, weil es sich rechnet. Ökologische Gründe gibt es eigentlich keine.

Experten rechnen damit, dass 2010 die Kosten für eine Solarzelle nur noch gut die Hälfte der Einspeisevergütung betragen werden. Eine Solaranlage auf dem Dach wird also fast doppelt so viel Strom (=Geld) einbringen wie sie kostet. Natürlich nur für den Anlagenbesitzer, denn der Erlös wird ja zu mehr als 90% von den anderen Stromverbrauchern bezahlt. Denn das ist der Aufpreis, den jeder für den Solarstrom bezahlen muss. Etwa das Zehnfache des normalen Strompreises.

Aber macht es Sinn, dass jeder in jedem Teil des ziemlich regnerischen Deutschlands idiotensicher Geld verdienen kann? Sollte eine Subvention nicht eher so aussehen, dass man genau an den Grenzen zur Wirtschaftlichkeit die Nachfrage erhöht? Also so, dass am Oberrhein in Baden oder in der Pfalz, sprich den sonnigsten Regionen Deutschlands, eine Solaranlage Sinn macht, aber in anderen Regionen nicht? Wir fördern ja auch nicht die Windkraft mitten im windstillen Köln, sondern nur so weit, dass es sich an der Küste und auf Bergen im Mittelgebirge rechnet. Wir fördern auch nur die Herstellung von Biogas in Bauernhöfen und versuchen nicht das Methan aus jeder Haustoilette zu verwerten.

[...]

Die Solarzellen, die heute auf's Dach montiert werden, sind Subventionsgräber und werden in 5 Jahren genauso bescheuert wirken wie die Steinkohle heute. Wie ein Dinosaurier aus längst vergangenen Tagen, von denen eine Minderheit profitierte und die Mehrheit zahlen musste.

[...]

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